The author has been invited to share her experience of last weekend’s double-marathon (425km – due to a detour that cut off 10K of the original plan – and some 3,600m of climbs). As this was pretty draining and the remaining bits of energy have been poured into writing the German guest authored blog entry for Altköniginnen, the international, non-German-speaking readers of this blog have to bear with the blogger, for once: Enjoy the pics and make up your own story line to go with them.
Everyone capable of reading German: Enjoy the text below (borrowed from the Altköniginnen blog); and enjoy that you have not participated in this Ride of Rain 😉
Der Altkönig ist ein Berg in Hessen und damit nicht nur Namensgeber der Altköniginnen, sondern sozusagen im Altköniginnenursprung gelegen. Was wiederum fast schon verpflichtend für die Gastautorin, einem Gründungsmitglied der Altköniginnen war, die sog. Hessenrunde des RSC Fuldabrück mitzufahren. Einmal „rund um Hessen, von Nord nach Süd und zurück“ klang jetzt ja erstmal nicht abschreckend. Im Gegenteil.
Okay, Hessen ist natürlich deutlich größer als – sagen wir mal – die hanseatische Herkunft der Autorin. Aber schließlich gab es nicht gar so viele Höhenmeter zu bewältigen, und selbst 435km Fahrtstrecke klangen in den radfreien Monaten, als die Entscheidung fiel und die Anmeldung erfolgte, nicht so lang, wie sie mit zunehmender Nähe zum Start auf einmal wurden. Zumal dann auch immer mehr ins Bewußtsein rückte, daß lange Strecke und kurze Zeit, um diese zu bewältigen (hier: zwei Tagesetappen) doch keine Kombination sind, die allzu viel Vertrauen in die eigene Fitness und Leistungs- (Leidens-?)fähigkeit entstehen ließen.
Hessen bietet wunderbare Radstrecken – auch wenn man diese am ersten Tag der Hessenrunde nicht wie hier, am zweiten Tag, sondern nur durch einen permanenten Regenschleier sehen konnte.
Nun denn: Angemeldet, hingefahren, mitgemacht – und nicht mehr lang nachgedacht. Zumal die Startbedingungen sich stündlich zu verschlechtern schienen: Denn nicht nur war der Gasthof für „die Nacht davor“ … nun ja, eher schlicht und vor allem: an einer für ein derartiges Kaff erstaunlich dicht und schnell und laut befahrenen Straße gelegen. Das durchaus schmackhafte, für derartige Gasthöfe obligatorische Schnitzel war leider auch von viel zu fettigen Bratkartoffeln begleitet. Diese unterhielten sich fröhlich die ganze Nacht über mit den gefühlt hunderten von quasi durch das Bett fahrenden Autos – während die Autorin versuchte, bei all dem doch noch irgendwie ein wenig Nachtschlaf und Erholung zu finden. Denn der Wecker war auf 5.20 Uhr gestellt … keine Nachtigallen-, sondern eher Lerchenzeit, soviel war mal sicher.
Dem Schnitzel, den Bratkartoffeln, der motor- und alkoholisierten Dorfjugend und vermutlich auch ein bißchen dem Grauen vor dem Morgengrauen geschuldet, brauchte der Wecker nicht zu klingeln – wer kaum schläft, verschläft auch nicht, sondern kann schon um 4.20 Uhr einen Blick auf die … triefnasse Straße draußen werfen. Auch wenn es prinzipiell natürlich erfreulich ist, wenn die Wettervorhersage mal zuverlässig ist, so hätte sie an diesem Morgen gerne mal so unpräzise wie sonst auch sein dürfen. Aber nein, es wechselte fröhlich zwischen Regen, Niesel, Starkregen, Schauer und Sprühregen, äußerst abwechslungsreich…
… und damit auch für die ersten ca. 70 Kilometer der Hessenrund durchaus unterhaltsam. Denn sehr viel von der Landschaft war (leider, da eigentlich wunderschön) nicht zu erkennen ob des Regens und v.a. der kontinuierlich vom Reifen des Vordermannes herniedergehenden Fontäne aus Wasser, Straßenschmutz und Schlamm. Nun, irgendwann kann kein Fuß mehr nasser und kein Gesicht mehr verspritzter werden, und die kontinuierliche Repetition der Bewegung tat ihr übriges, um ein Gefühl der Gleichgültigkeit gegen witterungs- und vordermannbedingte Widrigkeiten entstehen zu lassen.
Und als dann die erste der grandiosen Verpflegungsstationen angefahren wurde, war sowieso für Abwechslung der mehr als positiven Art gesorgt. Es gab zwar auch Bananen, aber die waren vorausschauend eher unzugänglich platziert, und in der Tat winkten die meisten ab. Wer will Bananen, wenn diverse süße und deftige Backwaren, Mozzarella-Tomate-Spießchen, Melone und Äpfel, Wurst- und Käsehäppchen, Weingummi und sogar hartgekochte Eier locken (um Fragen vorzugreifen: ja, den Eiern wurde erstaunlich lebhaft zugesprochen; und nein, es kam zu keinerlei damit in Verbindung zu bringenden Unpäßlichkeiten). Und sogar Petrus hatte ein Einsehen, daß sogar recht überzeugend daher kam (daß fast alle daher ihre Regenkleidung im Bus verstauten, stellte sich schon kurze Zeit später dann doch als etwas voreilig heraus, leider).
Auf der Weiterfahrt rund um den Edersee ein neues Abwechslungs-Highlight. Die verwirrt-besorgten Blicke etlicher Teilnehmer des am selben Tag statt findenden Waldecker Edersee-Triathlons. Mehr als eine/r schaute der wilden verwegenen Jagd mit Fragezeichen auf der Stirn hinterher:
Warum fahren die in die entgegengesetzte Richtung?
Warum scheren die sich nicht um die Windschattenregel?
Und überhaupt: Wer hat meine Uhr derart bösartig verstellt, daß ich offenbar viel zu spät zur Startaufstellung komme?
Die Autorin jedoch beschäftigte derweil schon wieder die Frage, wieviele Kilometer es denn wohl noch zur Mittagsverpflegung seien. Nicht, weil der Hunger schon wieder Meldung gegeben hätte. Aber das Begleitfahrzeug war dort das nächste Mal zu entern, und das Verlangen nach der wirklich regendichten Jacke (statt der zwischenzeitlich angezogenen, die nur regenabweisend ist – und auch das nicht für lange Zeit und viel Wasser) war durch die normative Kraft des Faktischen schon wieder recht dringlich geworden.
Da aber bei KM 130 schon längst alles, das nicht von der Regenhose geschützt wurde, die sich bei ihrer Premiere grandios bewährt hat, blieb dann doch bei dem dünnen Teil. Denn immerhin – das Glas sollte ja immer als halbvoll angesehen werden – war der Regen recht warm. Oder lag die gefühlte Wärme an den Anstiegen, die ab der Mittagspause doch anfingen, ziemlich zu zehren. Denn sie fielen nicht nur wegen der langsam sich bemerkbar machenden sehr kurzen Nacht zunehmend schwer, sie wurden auch immer fieser, häufiger, höher, länger:
Daß am Ende des Tages nicht 1800 HM, sondern – je nach Aufzeichungsspielzeug – knapp unter oder sogar über 2000 HM festzuhalten waren, störte den erschöpfungstiefen Nachtschlaf zwar nicht, ließ aber angesichts des bevorstehenden Radtages den Angstschweiß schon rinnen, ehe auch nur das Rad abfahrtsbereit war (ob des zwar etwas späteren, aber immer noch nicht biorhytmuskompatiblen Tagesstarts ging es los, ehe die Autorin ebenfalls abfahrtsbereit war, mental und körperlich … was aber ignoriert wurde).
Mußte auch ignoriert werden, denn Lützow’s Wilde Verwegene Jagd war nichts gegen das gehetzte Auf und Davon, daß die Guides an diesem Morgen offenbar genüßlich zelebrieren wollten. Nichts gegen eine flottes Rollen auf flacher Strecke. Aber warum nach einem Marathon am Vortag schon auf den ersten 30km, unabhängig vom Streckenprofil der Zielschnitt von 25 – 27km/h erreicht sein muß, blieb nicht nur einer unerklärlich. Aber „im geschlossenene Verband“ hat den Vorteil des Windschattens nur dann, wenn man den Nachteil, jedes vorgegebene Tempo auf Gedeih und Verderb mitzuhalten, faktisch in Kauf nimmt. Also erging das Signal an die Neuronen, von jetzt auf gleich wach und alert werden; und das Signal an die Beine, Rennsimulation zu geben (Startschuß = volle Pulle Abfahrt).
Daß es nunmehr sehr warm und sonnig wurde und auch noch gleich nach den ersten 20km die erste ziemlich lange steile, sonnenbegleißte Steigung zu bewältigen war, hat mehr als einen Teilnehmer entscheiden lassen, daß ein Marathon pro Wochenende eigentlich auch genug sein sollte. Und so stiegen bei der ersten Verpflegungspause etliche aus, z.T. weil die Beine nicht wollten, z.T. weil der Kopf diese Hetze (und Hitze) nicht vertrug. Bedauerlich, denn auch der treue Windschatten der Autorin hatte die Nase gestrichen voll und setzte sich ab, um auf eigene Faust den direkten Rückweg anzutreten.
So ging es denn „alleine unter vielen“ weiter, durch wundersam bekannt erscheinende Landschaft. Wer immer schon mal an Pfngsten den Bimbacher Rhön-Radmarathon gefahren sein mag, hat zumindest viele Ortsnamen von Hofbieber bis Tann (Rhön) gehört – und etliches dazwischen. Auch wenn die genaue Strecke anders – und sehr geschickt verlegt – verlief, oft über Radwege, von denen ahnungslos-friedlich dahinrollende Sonntagsradler verschreckt zur Seite spritzten, wenn Guide Volker schrill und respektgebietend von hinten strengst die Trillerpfeife blies. Ebenso aus seiner Sonntagsruhe aufgeschreckt mag der eine oder die andere Radwegenutzer/in gewesen sein angesichts der 40 Männer, die – auf trillerpfeifenunterstütztes Geheiß des Guides – direkt am Rad des offenen, öffentlichen Radweges „auspackten“, um ihre Blase zu erleichtern. Hier gab es eine deutlich formulierte Optimierungsanfrage der Autorin (für die, wie für die anderen beiden weiblichen Mitfahrer, immerhin 1x pro Radtag auch eine entsprechend geeignete Pause eingelegt wurde … gegenüber den 6 Pausen pro Tag für die offenbar blasenschwachen männlichen Kollegen).
Aber auch der längste Radtag geht irgendwann zuende, jeder ist nicht nur erleichtert, sondern kann sich auch wieder im gewohnten Luxus erleichtern (also nicht nur notdürftig blickdicht, sondern sogar von festen Wänden umgeben). Und im persöhlichen Radtagebuch kann verzeichnet werden: zwei Marathon-Strecken an aufeinanderfolgenden Tagen bewältigen – check!
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